13. Spreewaldkonferenz in Lübbenau widmet sich vielen Herausforderungen

Wassermangel, Schlamm und der Biber waren die Themen am 8. Mai 2024 auf der von Roswitha Schier veranstalteten Spreewaldkonferenz – Umweltminister Axel Vogel kündigte noch während der Konferenz Vereinfachungen bei der Entschlammung der Fließe an

Am 8. Mai fand im Lübbenauer Rathaus die 13. Spreewaldkonferenz mit 60 Teilnehmenden statt.  Der Einladung folgten Bürgermeister, Amtsdirektoren, Delegierte und Vertreter der Bauernverbände, Naturschutzvereine, Bürgerinitiativen, Forst- und Waldverbände, Kahnfährgenossenschaften und viele andere Akteure, die mit dem Spreewald verbunden sind. Umweltminister Axel Vogel ging in seinem Grußwort auf die Bedeutung der gemeinsamen Zusammenarbeit aller Akteure für den Spreewald ein und eröffnete damit eine inhaltsreiche und sachkundig geführte Konferenz.

Anke Herrmann, Abteilungsleiterin Wasser u. Bodenschutz vom Umweltministerium, erläuterte den Aktionsplan Spreewald mit Blick auf die Wassersituation in der Lausitz mit Auswirkungen auf den Spreewald. Damit erhielten die Teilnehmenden einen Überblick über die notwendigen Aktionen im Spreewald, die im darauffolgenden Referat von Dipl.-Ing. Ingolf Arnold, 1. Vors. des Fördervereins Wasser-Cluster-Lausitz e. V., mit konkreter Drastik formuliert wurden. Sein Beitrag erläuterte die Kernbotschaften der UBA-Wasserstudie für die Gesamtspree und den Spreewald. Ingolf Arnold sagte in aller Deutlichkeit: „Ohne wasserwirtschaftliche Stabilisierungsmaßnahmen kollabiert ab Mitte der 2040er Jahre das Spreesystem dauerhaft“. Die Lösung: Speicher ausbauen, um genügend Wasser für den Sommer zu haben. Und diese Speicher müssen im Frühjahr stets voll gefüllt sein. Das gelingt nur mit sogenannten Überleitern – etwa aus Neiße und Elbe. Konkret hieße dies: „Die Erhöhung des Gesamtspeicherraumes auf 178 Millionen Kubikmeter im Spreegebiet. Mit einer Zuführung von jährlich 63 Millionen Kubikmetern aus einem benachbarten Flussgebiet.“ Das ist der Plan, der umgesetzt werden muss – und zwar länderübergreifend in Brandenburg, Berlin und Sachsen. Deshalb soll bis 2027/28 eine Vorzugsvariante für den Speicherausbau und die Überleitung gefunden werden. Denn: wenn nichts getan wird, wird der Spreewald ab 2040 nach und nach austrocknen. Bei aller Bedrohung durch den Wassermangel, so das Fazit des Fachmannes, sei hier aber eine Lösung vorbereitet, die nun mit allen Akteuren umgesetzt werden müsse.

Rainer Schloddarick, Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes „Oberland Calau“, berichtete in seinem Konferenzbeitrag über die akute Problematik der Entsorgung der organischen Sedimente – gemeinhin als abgelagerter Schlamm in den Fließen bekannt. Die dringend notwendige Entschlammung sei durch bürokratische Vorgaben aufwändig und kaum noch sinnvoll umsetzbar – gerade wenn man tief in den Spreewald hinein muss. Der Grund: Die Entnahme und Entsorgung der Sedimente unterliegt der Ersatzbaustoffverordnung, die den Schlamm wie Sondermüll behandelt. Das heißt in der Praxis, dass die  Kosten nicht mehr beherrschbar sind und die Wege zu den Entsorgungsstellen unnötig lang werden. Die Folge: Der Wasser- und Bodenverband schafft es schlicht nicht, die Fließe zu entschlammen und zu entkrauten. Rainer Schloddarick warb deshalb dafür, die Sedimente unbürokratischer und ohne einschränkende Auflagen im Sprühverfahren auf die Wiesen verbringen zu können – so wie es zu DDR-Zeiten lange üblich und ohne Schäden gemacht wurde. Im Fortgang der Spreewaldkonferenz signalisierte Umweltminister Axel Vogel hier ein pragmatisches Einlenken: „Niemand hat ein Interesse daran, aus Laub plötzlich Sondermüll zu machen und dann entsprechend aufwändige Entsorgungsverfahren zu etablieren. Das Geld kann auch sinnvoller eingesetzt werden.“ Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Sedimente vorher aufwendig beprobt werden und bestätigt wird, dass sie unbelastet sind. Dann – so der Umweltminister – könnte es wieder "Verhältnisse wie früher" geben. Ein Spreewald-Bauer hat während der Konferenz bereits Interesse an dem Schlamm für seine Landwirtschaft signalisiert.

Ein weiteres großes Problem wurde mit dem Biber auf die Tagesordnung der Konferenz gebracht. Michael Saß, Biberbeauftragter des Gewässer- und Deichverbandes Oderbruch, teilte seine Erfahrungen aus dem Oderbruch und beschrieb die Herausforderungen, die mit dem Biber nun auch im Spreewald zu bewältigen sind. Neben den Schäden an Bäumen gehöre dazu vor allem die Unterhöhlung der Dämme am Nord- und Südumfluter. Auch das Thema Wildnisgebiete wurde angesprochen: Dr. Karl Preußner vom Regionalverband Lausitz der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald blickte mit großer Sorge auf die Entwicklung der Erlenbestände und schilderte die Probleme aus forstwirtschaftlicher Perspektive.

Damit ging eine thematisch breit aufgestellte Spreewaldkonferenz zu Ende. Gleichzeitig war es die 13. und letzte unter der Regie der Landtagsabgeordneten Roswitha Schier, die von ihrem Nachfolger im Rennen um das Landtagsmandat in ihrem Wahlkreis, René Kochan, der ihr im Namen aller Beteiligten für ihr Engagement im Spreewald dankte. „Ich wünsche mir, dass es eine 14. Spreewaldkonferenz gibt, auf der die Akteure für unseren Spreewald sich so fachkundig und leidenschaftlich wie heute untereinander austauschen. Es geht um unsere Region und  eine der schönsten Kulturlandschaften Europas, die wir als Brandenburger für unser Bundesland langfristig erhalten müssen“, so die Sozialpolitikerin.

16.5.2024: 13. Spreewaldkonferenz in Lübbenau widmet sich vielen Herausforderungen